Interview mit Roger Wittwer

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Interview mit Roger Wittwer, Teilnehmer am Schützenkönigausstich anlässlich des

38. Berner Kantonal Schützenfestes 2002 in Interlaken

 

Roger, was hast du dir für das Berner Kantonale zum Ziel gesetzt?

Ich habe mir ganz eindeutig die Teilnahme am Schützenkönigausstich zum Ziel gesetzt.

 

Wieviel Zeit hast du für die Vorbereitung auf den Wettkampf Investiert, musstest du lange überlegen welche Distanz/en du schiessen möchtest und wo hast du trainiert?

Die Vorbereitung dauerte Wochen. Ich hatte mich schlussendlich für beide Distanzen entschieden. Da ich mir den Königsausstich zum Ziel gesetzt hatte, war auch die Wahl der Stiche klar. Denn für eine allfällige Finalteilnahme mussten alle Stiche (natürlich ohne Veteranenstich) geschossen werden. Nach einer genauen Reihenfolge hatte ich die Stiche im Schiesskeller etliche Male durchgeschossen.

 

Freitag, 4. Oktober 2002

 

Sind die Vorbereitungen am Wettkampftag sowie der Wettkampf wunschgemäss abgelaufen?

Dafür muss ich schon ein bisschen ausholen: schon frühzeitig bin ich am 4. Oktober in der Guntelsey für den 25m Wettkampf eingetroffen. Nach einer Angewöhnungsphase an die Verhältnisse wie Licht, Temperatur ect. begann ich mich vorzubereiten. Mit dem nötigen Respekt eröffnete ich anschliessend mein Programm. Trotz meiner aufwändigen Vorbereitung musste ich feststellen, dass mir ein Fehler unterlaufen war: durch den Programmablauf konnte man immer nur einen Stich pro Scheibe schiessen. Mein Problem war dann; ich hatte nur einen Uebungskehr pro Scheibenbild gelöst, folglich musste ich immer nach geschossenem Stich die Scheibe wechseln und beim nächsten Stich direkt einsteigen. Einzig beim Duell wurden mir aus Goodwill zwei Probeschüsse gestattet. Ich hätte wohl die Möglichkeit gehabt nachzulösen, war mir aber sicher, es auch so zu schaffen. Leider hatte ich noch eine Waffenstörung bei der ersten Serie zum Schnellfeuer zu beklagen, aber auch das konnte behoben werden.

 

Konntest du im weiteren Verlauf des Wettkampfes aus deinen Fehlern lernen und die nötigen Konsequenzen ziehen?

Ja, für die 50m hatte ich mich über Mittag mit den nötigen Übungskehrpassen ausgerüstet. Die Stiche konnte ich nun in aller Ruhe absolvieren, ein steter Scheibenwechsel war somit nicht mehr nötig.

 

Haben die Resultate deinen Erwartungen entsprochen?

Leider nein, ich habe nämlich hier meinen einzigen Kranz verpasst! Meine Schwäche ist halt immer noch die B-Scheibe auf 50m. Dennoch, ich war stolz auf meine gesamten Leistungen und konnte den Heimweg nach Bern getrost antreten.

 

Samstag, 5. Oktober

 

Du hattest sämtliche vorbestellten Stiche am Freitag geschossen, warum bist du überhaupt am Samstag nach Thun gekommen?

Es ist korrekt, dass ich alle Stiche bereits am Freitag geschossen hatte, aber ich versuchte mich nochmals mit ein paar Treffern im Nachdoppel. Ich hoffte noch auf einige Mouchen. 100er erzielte ich keinen mehr, aber mit viermal 96 war ich auch nicht schlecht dran. Damit konnte ich aber meine Schiesskasse nicht mehr aufstocken.

Der wichtigste Termin für mich stand aber um 11.30 Uhr auf dem Programm: Finalqualifikation auf die 25m ja oder nein. Die 50m musste ich abhaken, das war mir bewusst. Nun die Spannung stieg, je mehr sich der große Zeiger der 6 näherte!!!!! Und siehe da............es war geschafft. Ich war startberechtigt über 25m. Welch grosse Freude, und das an meinem 55. Geburtstag. Frohen Mutes fuhr ich nach Hause.

 

Sonntag, 6. Oktober

 

Konntest du trotz Geburtstagsfest deine Vorbereitungen treffen?

Ja, ich konnte ausschlafen, da mein Wettkampf erst am Nachmittag stattfand.

 

War die Atmosphäre am Finaltag gleich wie an den vorangegangenen "gewöhnlichen" Schiesstagen?

 

Nein, die Atmosphäre war meiner Meinung nach etwas "gespannt". Auch hatte es verhältnismässig wenig Zuschauer. Ich liess mich aber nicht aus der Ruhe bringen, denn das was mir bevorstand beherrschte ich ja. Ich musste nur gut schiessen, sonst nichts. Mit Aufwärmen und Dehnungsübungen hatte ich mich warmgehalten.

 

Vorerst stand aber noch der Final über 50m bevor. Es war für mich sehr lehrreich, die Finalisten

bei ihren Vorbereitungen zu beobachten. Der Wettkampf war sehr spannend, da aus der

Qualifikation doch die Punktedifferenz sehr knapp war. Bereits nach 5 Schuss musste der

Schütze mit der geringsten Punktzahl ausscheiden. Anschliessend ging es nur noch Schuss um

Schuss bis der Sieger fest stand.

 

Unterdessen versuchte ich mit Musik von den Beatles alles was um mich herum geschah zu ignorieren und mich nochmals im Kopf auf meine bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Die Finalteilnehmer wurden vom Sprecher einzeln vorgestellt und den Scheiben zugeteilt. Somit konnte ich mich nur noch auf die Pistole und die Scheibe einstellen. Mit Respekt machte ich mich ans Programm (5 Schuss in 150 Sek). Das Resultat waren gute 48 Punkte. Diese verliehen mir die nötige Ruhe, so dass ich meine schlechte Vorgabe aus der Qualifikation fast wettgemacht hatte. Den Applaus im Hintergrund nahm ich nur am Rande wahr.

Die nächste Runde beinhaltete wiederum 5 Schuss. Diesmal schied aber der schwächste Teilnehmer aus. Mit schwachen 44 Punkten begann jetzt natürlich bei mir das Zittern. Wie war ich aber erleichtert, dass ich es gerade noch einmal geschafft hatte. Die nächste Serie brachte für mich dann leider das Aus, denn meine 46 Punkte waren zu wenig um im Rennen zu bleiben!

Mit grosser Spannung wartete ich an meinem Platz auf die Entscheidung. Die führende Dame wurde in diesen Passen noch übertroffen, sie hat das Ergebnis aber sportlich fair angenommen.

 

War das Ausscheiden eine grosse Enttäuschung?

Ja und nein, enttäuscht war ich schon ein bisschen, aber es war ein schönes Erlebnis einfach dabei gewesen zu sein und mit dem tollen 8. Schlussrang darf ich doch sehr zufrieden sein!

 

Thema "Schlachtenbummler": waren auch Gwattner Kameraden anzutreffen?

Ja klar, einige Bekannte und auch Gwattnerschützen waren zugegen und wünschten mir guet Schuss.

 

Fand die Siegerehrung anschliessend In der Guntelsey statt, oder wurde nach lnterlaken disloziert?

Wir mussten ins Festzentrum nach Interlaken zügeln. Im Lehn ging für mich ein toller Tag zu Ende. Die gute Stimmung im Festzeit übertrug sich auf alle Anwesenden. Ein sälü hier und ein sälü da, ich kam mir vor, als würde ich zur Elite gehören.

 

Wie hast du das kameradschaftliche Verhalten unter den Finalisten erlebt?

Ich kam mir überhaupt nicht als Greenhorn vor. Inmitten der ganzen Elite von Berner-schützen-vis a vis der neue Schützenkönig 50m, neben mir der Zweite und zugleich amtierende Schweizermeister (A.Hostettler)- wartete ich gespannt auf die Siegerehrung. Aus der Hand des bekannten Berner Politikers Hanspeter Seiler durfte ich meinen Preis entgegennehmen. An diesem Tag hatte ich auch viele neue Bekannte und Freunde gewonnen.

 

Mit einem sälü zäme, man sieht sich, hatte ich mich irgendwann mal von meinen neuen Freunden verabschiedet und <<nen Hauptes>> eimweg nach Bem angetreten.

 

Möchtest du dich zum Schluss noch irgendwie positiv oder negativ äussern?

Selbverständlich möchte ich allen Bekannten, Freunden, Schützenkollegen der FS Gwatt und der Sportschützen Schwanden für ihre Aufmunterung und die guten Wünsche danken.

Es war für mich ein unvergesslicher Freudentag!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 

Für die kommende Schiesssaison wünsche ich meinen Kameraden/Innen alles Gute und viel Erfolg.

 

Roger Wittwer

                                         
                                                                                                                                                                                                 Stand: 17.04.2017